Mark Lewis (*1958 USA)

Mark Lewis nennt sein Projekt „cinema in Parts“: In Fragmenten konstruiert und dekonstruiert er mittels Zitaten und sich gegenseitig ergänzenden und widersprechenden Anspielungen auf Filmgenres und Klassiker die vielfältigen Erfindungen des Kinos.

Dabei werden diese verfremdet, neu arrangiert und teilweise umgekehrt. So etwa dreht Mark Lewis im Jahr 2001 in Kalifornien einen wunderbar idyllischen „Pornostreifen“. Jay’s Garden, Malibu wirkt wie ein Gemälde von Arnold Böcklin oder Karl Blechen mit Faunen und Nymphen in mediterraner Landschaft. Diese wird durch die gleitende und einige Pflanzen streifende Kamera, die sog. Steadycam, greifbar und intim erfasst. Dadurch findet ein beinahe ironischer erotischer Transfer zwischen dem Garten und seinen Bewohner/innen statt: Es handelt sich allesamt um Pornodarsteller/innen. Die Laube mit den Glastrauben deutet auf Bacchus/Dionysos, auf Sinnlichkeit und Ausschweifen der Sinne hin. Bacchus ist aber nicht nur der Gott des Weins, sondern auch desTheaters. In Jay’s Garden, Malibu ist alles künstlich, alles aufs Präziseste inszeniert: von der Natur – es handelt sich um den Privatgarten des bekannten amerikanischen Landschaftsarchitekten Jay Griffith – bis zu den korrigierten Körpern der Schauspieler/innen. Allein, zu zu zweit, in kleinen Grüppchen huschen diese Faune und Nymphen durch die kalifornische Landschaft, tauchen unvermittelt bei einer Wegkrümmung auf, setzen zu einer heiteren Verfolgungsjagd an, verschwinden wieder hinter dem Gebüsch. Der Film ist eine moderne Idylle. Gleichzeitig bildet Jay’s Garden, Malibu eine Umkehrung des pornografischen Prinzips der ausschliesslichen Fokussierung auf den mechanischen Geschlechtsakt. Bei Lewis ist alles nur Allusion, Antippen, Streiche(l)n: Vorspiel.

Die achtteilige Fotoserie Adult Film Idustry bildet eine ideale Ergänzung zu Jay’s Garden, Malibu: Von Bäumen beschattete Industriebauten verbergen hinter ihren sauberen, anonymen Fassaden Studios und Produktionsfirmen des finanziell mächtigen kalifornischen Pornogeschäfts. Den Schlüssel dazu liefert die Aufnahme eines Orientierungsschildes, auf dem neben neutralen Firmennamen wie „New West Audio“ oder „Hi-Tech Electronics unvermittelt Bezeichnungen wie „Fallen Angel Entertainment“ oder „Bad Pig Creations“ auftauchen. Neben der Scheinwelt Hollywoods gibt es eben auch die Scheinwelt der Schattenseite Hollywoods.

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