Pedro Cabrita Reis (*1956 Portugal)

Der portugiesische Künstler Pedro Cabrita Reis (*1956) arbeitet seit einem Vierteljahrhundert beharrlich an zeitlosen, universellen Themen: Raum, Architektur und (kollektive und individuelle) Erinnerung. Kurz: Er interessiert sich für alle möglichen Orte und Unorte für Menschen. Seine künstlerischen Medien sind industriell gefertigte und gefundene Materialien, Farbe und Licht, seine Motive sind die Wand, das Fenster, die Tür, die Treppe, der Garten, der Brunnen, der Tisch, der Stuhl, das Regal.

The Source ist dem Titel entsprechend eine Lichtquelle: senkrechte Fluoreszenzröhren, von denen ein Teil in die Wand eingelassen ist und diese wie von innen beleuchtet, d.h. ihre innere Struktur offen legt. Die Röhren sind über Vorschaltgeräte miteinander verbunden (die lose hängenden elektrischen Drähte tragen viel zur «armen», aber eminent ästhetischen Erscheinung der Arbeit bei) und sind deutlich sichtbar an die in derselben Wand liegenden Steckdose angeschlossen. Reis deutet somit einen Zyklus oder, genauer, ein recycling an: Das Licht wird aus der Wand gespiesenund fliesst wieder in die Wand zurück. The Source ist aber auch ein Fenster, eine Wandöffnung, die Licht und Wärme in den Innenraum hineinbringt, jedoch von der Aussenwelt unabhängig ist – ein autarkes Objekt, das Quelle und Ziel, Sender und Empfänger kurzschliesst.

Die andere Arbeit von Reis im Besitz der Stiftung stammt aus der Ausstellung I can see the clouds passing by in der Kunsthalle Bern (2004), die verschiedene Grundbestandteile des klassischen Hauses Fenster, Tür, Boden, Beleuchtung, Treppe, Kanalisierung usw. – in einer leichten, durchlässigen Architektur zusammenfasste. Die verschiedenen Stücke funktionieren aber auch autonom. Die roh zusammengebaute Holztreppe liegt auf einem T-Träger gestützt in Schräglage im Raum, ist also funktionslos geworden. Sie führt nirgendwo hin. Die grüne Bemalung und die Glühbirne scheinen aber darauf hinzudeuten, dass sie vielleicht einmal einen Keller oder eine dunkle Kammer erschlossen hat. Die Treppe ist aber ganz eindeutig ein Fragment, ein Versatzstück. Der mehrachsige T-Träger verbindet die Treppe mit einer Architektur, die man sich im Kopf weiter- oder fertigbauen kann, oder wie es Henri Bachelard, der die Symbolik des Hauses und dessen Poetik «vom Keller zum Dachboden» untersucht hat, formuliert: « … über die erlebten Situationen hinaus muss man geträumte Situationen entdecken.»

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