Annina Matter & Urs Zahn (*1981/*1976 Bern)

Annina Matter und Urs Zahn (*1981/*1976, leben in Bern) entwickeln ihre Arbeiten seit 2011 gemeinsam. Drei, der vier von der Stiftung erworbenen Bilder wurden in der Gruppenausstellung Lose Enden (2021) gezeigt, welche disparate malerische Praxen von Maler*innen einer hier behaupteten Generation versammelte. Wie andere Künstler*innen der Ausstellung fanden auch Matter und Zahn über Umwege zur Malerei.

Bevor Matter und Zahn zu malen begannen, konzentrierte sich ihre Arbeit auf minimalistische Skulpturen und grafische Plakate, die mit Regeln, Abläufen und Anweisungen auf den Status, die Rezeptionsbedingungen oder die Entstehung der Werke selbst verwiesen. Dabei tauchten wiederholt kollektiven Rituale der Kunstwelt auf.

Diese systemischen Befragungen und Behauptungen von Regeln finden sich auch in ihren Fingermalereien wieder, die sie auf das immer selbe Leinwandformat auftragen. Der Finger als Pinsel bestimmt Duktus und die der Linien, eine nur schwerfällig steuerbare Gegebenheit. Die Vorzeichnung aus Bleistift sieht den überlegten Ablauf vor. Gemeinsam oder abwechselnd werden die Flächen mit Acrylfarbe gefüllt oder einer Linie gefolgt, die Differenz und die Verfehlungen zum ursprünglichen Plan bleiben sichtbar. Augenfällig ist die durchgehend gut gelaunte Farbpalette, die einem Fingermalfarbenset nachempfunden ist. Auf dem weissem Grund leuchtet sie einnehmend, wirkt manchmal fast wie eine Maskerade. Matter und Zahns Motive wirken zwar direkt und fröhlich. Aber in ihrer Einfachheit verästeln sich vielfältige Bezüge in die Malereigeschichte. Die Bilder konfrontieren einen mit Fragen, was gute und angemessene Malerei heute sein kann. Muss sie Ansprüchen genügen und wenn ja welchen? Und welche Befreiung ermöglicht inszenierter Dilettantismus?

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