Julian Opie (*1958 Grossbritanien)

Mit den «Houses» wie HA. 45/11, 1990, geht Opie direkt die Frage des Überganges zwischen Kunst oder Skulptur und Architektur an. Diese Arbeiten sind unbetretbar, allein visuell zugänglich. Dafür, daß die visuelle Zugänglichkeit aber in hohem Masse gegeben ist, sorgen mehrere große Fenster. Die Person ist ausgeschlossen, und dem skulptural-architektonischen Konstrukt fehlt die zentrale Größe, auf die es hinorientiert ist und von der es sich herleitet. Es ist, wenn man so will, sich selbst überlassen, und wird in dieser Weise vorgeführt.

Vorgeführt wird ein Konstrukt, das die Integration von Innen und Außen durch das Medium der Transparenz exemplarisch zur Schau stellt. Die Außenwände strukturiert der Wechsel von geschlossenen Flächen und Glasscheiben, und weitere eingestellte, wiederum mit Fenstern versehene Wandflächen verhindern den umfassenden Einblick. Jedem Blick durch die Fensterscheiben nach innen bleiben gewisse Teile des Innenraumes verborgen. Aus anderen Blickwinkeln aber, von anderen Standpunkten her kann jeder verborgene Winkel eingesehen werden - ohne daß irgendeine wesentlich neue visuelle Erfahrung zu machen wäre, ohne daß die Information über das Innere der Struktur qualitativ vermehrt würde. Bei allem, was zu sehen ist, lässt sich in gewisser Weise sagen, es sei nichts zu sehen – außer des Zu-Sehen-Gebens der Transparenz. Die Transparenz wird sich in Opies «Houses» selbst zum Gegenstand – Transparenz der Transparenz aber kommt in gewisser Weise der Opazität gleich. Auf sich selbst zurückgeführt, wird umfassende Transparenz in den «Houses» als Gegenteil der avantgardistischen, aufklärerischen Konzeption der Transparenz konstruiert.

Bei den «Houses» ist Sehen eine Sache des Daraufschauens oder des Hindurchschauens. Der Betrachter hat dann nur noch die Wahl, die Augen zu öffnen oder zu schließen. Dermaßen visuell an eine dieser Arbeiten angeschlossen sein heißt, durch ihre Vorgaben völlig kontrolliert zu werden. Und diese sind in der Art von Ja/Nein oder Null/Eins organisiert - in der Art digitalisierter Information. Opie übernimmt die grundlegende Arbeitsweise des Computers, und er versetzt das Subjekt in eine Position, die es in elektronisch produzierter – virtueller – Realität einnimmt. U.L.

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