Michael Krebber (*1954 in Köln, lebt in New York) führte viele Jahre ein Doppelleben als Gerücht. Er leistete diesem Schillern Vorschub, indem er wenig bis gar nichts von sich zeigte. Ab einem bestimmten Moment zeigte der Maler ein bisschen mehr, doch ging es dabei um die Frage, wie viel ein Künstler zeigen soll.
Den Schauplatz dieser kritischen Inszenierung seiner Selbst als Akteur der Kunst, bildete das Köln der 1990er Jahre. Durch dieses Vorspiel liess sich Michael Krebbers Tun lange Zeit kaum von dem trennen, was über ihn gesagt, behauptet und spekuliert wurde. Für viele junge Künstler/innen in Europa und den USA stellt Krebber eine kaum zu unterschätzende Projektionsfläche dar. Einem breiten Publikum nur bedingt bekannt, werden kunstintern viele der Züge des sich immer wieder häutenden Künstlers verhandelt. Man arbeitet sich an ihm regelrecht ab.
Das in seinem Reichtum entfaltete Gerücht Krebber überrascht gegenüber vielem, was von ihm behauptet wurde. Über Krebber wird oft gesagt, bei dem, was er täte, handle es sich um Malerei über Malerei. Doch diese Festschreibung weitet sich in verschiedene Fluchtlinien. Fraglos spielt das Nachdenken über Rahmen, Räume und Grenzen, aber auch über die Beziehungen des gemalten Bildes, innerhalb dieses und zu anderen Bildern eine wesentliche Rolle. Grenzen erscheinen weich und deuten eher Übergänge an, eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie sich ein Künstler zu seiner Umgebung verhalten kann, werden vorstellbar. Krebbers Umgebung bildet das System Kunst, das Reale bricht in diese Ordnung immer wieder ein. Der Einbruch des Lebens in seine Kunst bleibt nicht formlos, er bohrt sich wie ein feiner Stachel ins Fleisch. Der Vorgang wirkt auf eine seltsame Art undramatisch, es wird niemand verletzt, so, als käme ein raffinierter Trick zur Wirkung. Eine gewisse Kühle liegt über der profanen Magie dieser Arbeiten. Als Betrachter fühlt man sich manchmal ein wenig über den Tisch gezogen. Man ist verblüfft, wie aus fast gar nichts ganz viel gezaubert wird und den Blick fesselt. Anders formuliert: die Bilder balancieren auf dem Grat zwischen einer Vielzahl an Möglichkeiten und dem Punkt, an dem es nur so und nicht anders geht. Auf dieser schmalen Linie agiert der Künstler. Seine Bewegungen werden von den Umständen bedingt. Krebber denkt das gesamte Reglement der Kunst stets mit. Ein Bild, eine Ausstellung, eine Publikation entstehen innerhalb des Regelwerks der Kunst.
Für seine künstlerischen Bewegungen wird immer wieder das Wort „zögern“ gewählt. Etwas wird hinausgezögert, flimmert im Vorläufigen und Unbestimmten, damit sich ein Raum der Erwartung entfalten kann. Vielleicht liegt der Grund für dieses Agieren aber auch in der selbstbezüglichen Lust, immer wieder von sich selbst überrascht zu werden, in jedem Fall dient es zur Wahrung eines der größten Potentiale der Kunst: dem Ausgang einer Bewegung, welche sich nicht absehen lässt, einer Suche, die nicht weiss, wo sie ankommen wird.