Harald Klingelhöller (*1954 Deutschland)

Harald Klingelhöller transformiert die Darstellung zu einem Reservoir für die abstrakte Konstruktion bildlicher Sprache, indem er zur Bestimmung seiner Arbeiten vorgegebene sprachliche Ausdrücke heranzieht. Drei Momente sind von besonderer Bedeutung: Eine ganze Reihe seiner Arbeiten sind an die Wand des Ausstellungsraumes angelehnt. So werden sie buchstäblich als unselbständig ausgewiesen. Zugleich aber wird durch das Lehnen und auch durch Reflexionen einbezogener Spiegel die Architektur des gegebenen Raumes zusammen mit der Skulptur in den Blick gebracht. So unterstreichen diese Arbeiten ihr Hier-Sein.

Die Formen der einzelnen Arbeiten sind von sprachlichen Ausdrücken abgeleitet: Buchstabenfolgen werden zu Elementen skulpturaler Konstruktionen gemacht. In vielen Arbeiten handelt es sich um Metaphern, die gewissermaßen in Skulpturen übersetzt werden. Die Arbeiten werden also in Abhängigkeit von sprachlichen Ausdrücken konstruiert und verweisen umgekehrt auf die in jenen aufgehobenen Vorstellungen und Normen. So beziehen sie sich auf ein vom gegebenen Raum unabhängiges Dort oder Anderswo.

Wesentlich für die Arbeiten ist drittens ihre eigentümliche Horizontalität. Sie bilden eine Ebene etwa in halber Körperhöhe. Damit sind es keine Skulpturen oder Objekte, auf die man hinabblickt, die man anblickt oder zu denen man aufschaut. Eher scheinen sie dazu einzuladen, auf ihnen die Ellbogen aufzustützen und über sie hinwegzublicken - wie über eine Brüstung oder ein Geländer. In der Tat umfassen mehrere Werke auch brüstungsähnliche Elemente. So zeigen sich Harald Klingelhöllers Arbeiten – auch ohne weitere Analyse – als ein „Mittleres“ zwischen Hier und Dort. Diesen Eindruck unterstreicht das zunächst hauptsächlich verwendete Material (Karton): dessen erster Zweck ist es, zu Verpackungen zu dienen. So haben Klingelhöllers Arbeiten zugleich Anteil am räumlichen Hier und am sprachlichen Dort. Ihr Ort ist dazwischen, ein Schwebe-Ort zwischen Hier und Dort. Sie sind „Medium“, Mittleres, Mittler. Welcher Sinn kann sich am Schwebe-Ort der Skulptur einstellen? U.L.

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