Ull Hohn

Ull Hohnserste Ausstellung mit in New York hergestellten Arbeiten, die Abschlusspräsentation am Whitney ISP 1988, markiert das Ende seiner künstlerischen Ausbildung. Hohns Beitrag bestand aus zwei Serien von Bildern, die durch Anzahl und Grösse der Einzelbilder sowie ihre lineare Hängung an gegenüberliegenden Wänden formal aufeinander Bezug nahmen. Auf der einen Wand befand sich Nine Landscapes […], bestehend aus neun gleich grossen, auf einer Höhe in regelmässigen Abständen gehängten und annähernd quadratischen Holzkonstruktionen von jeweils sieben Zentimetern Tiefe, deren frontale Sichtseiten verwischte, schemenhafte landschaftsmotive in mit Rot und Braun abgemischten Gelbtönen zeigen. Ihr Pendant bildeten neun etwas kleinere, einheitlich braune Bilder auf der anderen, gegenüberliegenden Wand, die den Eindruck pastos gespachtelter und zu lebhaft modulierten Reliefs erstarrter Farbe machen.

Die Häuser, Wolken, Bäume und Horizontlinien, die man in Hohns Nine Landscapes ausmachen kann, präsentieren sich als solche Fragmente, deren Unschärfe und ausschnitthafte Wirkung es schwer machen, ihren motivischen Ursprung genauer zu bestimmen. In einem unveröffentlichten Statement zu seiner Arbeit bemerkt Hohn, dass man die Vorlagen „als generische Landschaftsmalerei des neunzehnten Jahrhunderts bezeichnen kann“, wobei es sich, wie er erwähnt, bei seinen Landschaften hauptsächlich um Detailvergrösserungen eines einzigen Bildes handelt. Der Illusionsraum, den sie erzeugen, kontrastiert mit der räumlichen Präsenz der kastenförmigen Bildträger, auf deren Oberfläche sie wie ein dünner, an die glänzende Emulsion einer Fotografie erinnernder Film liegen. Die Elemente von Hohns Lanschaften scheinen gleichsam in einer schwer bestimmbaren Ortlosigkeit zu schweben, durch den Zuschnitt der Vorlagen fragmentiert und in einem gelb-bräunlichen Äther versunken. Laut Manfred Hermes hat Hohn nach Abbildungen von amerikanischen Landschaftsdarstellungen der Hudson River School aus dem 19. Jahrhundert gearbeitet, die sich in New York im Metropolitan Museum und im Brooklyn Museum befinden und über ihre Tonalität auf den Gelbstich verweisen, der unter künstlichem Licht entstandenen fotografischen Reproduktion von Malerei zuweilen eigen ist. Wo Hohns ehemaliger Lehrer Richter in seinen gleichmässig unscharfen Landschaftsbildern nach Fotografien arbeitete, die romantische Landschaftsdarstellungen evozieren, spielt Hohn mit den Nine Landscapes zwar auf Landschaft als historisches Genre der Malerei an, situiert dabei aber zugleich das gemalte Bild als Glied in einer Kette von bildgebenden Verfahren, verknüpft mit Momenten der technischen Reproduktion, in denen sich der Prozess seiner wiederholten Abbildung niederschlägt.

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